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AutorenbildCaspar Reimer

Kurzrezension: "Roman eines Schicksallosen" von Imre Kertész

Auschwitz sei eine Möglichkeit. Das sagte der ungarische Schriftsteller Imre Kertész, der den Holocaust überlebt und darüber ein Buch geschrieben hat. Demnach ist die Ermordung von Menschen in einem Konzentrationslager weder ein zivilisatorischer Betriebsunfall und zuletzt eine Heimsuchung von irgendwoher, sondern eine Möglichkeit, wie sich die Dinge entwickeln können. Um seine eigene Haut zu retten, ist der Mensch zu bemerkenswerten Kapriolen im Stande – sei es in der Schule, in der Arbeitswelt oder unter totalitärer Herrschaft. All diese zivilisatorischen Bereiche sind – mehr oder weniger ausgeprägt – durch Hierarchie, Unterwerfung und Selektion gekennzeichnet. Und wenn es gar nicht mehr anders geht, ergibt man sich dem Schicksal. Auschwitz ist also bereits angelegt, dass es dazu kommt, eine Konsequenz. Das Buch «Roman eines Schicksallosen» zeigt die Plausibilität von Auschwitz, frei von Pathos, bösen Geistern, frei von Schicksalskitsch. Das Konzentrationslager, die ganze Zeitgeschichte drumherum geht vergessen. Was wir lesen, ist Alltag.

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