Man könnte meinen, ich sei des Lebens müde. Denn obwohl mich die Magistraten – nicht alle sieben, aber zwei davon – eindringlich warnen, es daure nicht mehr lange, bis auch in der beschaulichen Schweiz einem Gefährder der Kragen platzt, einem also am Weihnachtsmarkt die Schiessbude um die Ohren fliegt, denn Kriminelle und Terroristen, sie hätten massiv aufgerüstet, warteten darauf, orientierungslose Jugendliche auf den Pfad der tickenden Zeitbombe zu bringen, sie zu radikalisieren, trotz dieser Gefahr sträubt sich alles in mir, der Polizei weiteren Spielraum einzuräumen. Nein – Polizei und Justiz, sie sind jene, die in Schach gehalten werden müssen. Ja, und nebenbei auch das Volk.
Denn wer als Gefährder der öffentlichen Sicherheit und Ordnung stigmatisiert wird, hängt immer davon ab, wie der Wind gerade weht und dreht. Und bevor ein Mensch überhaupt in Sphären der Gesellschaft vordringt, in denen er Gefahr läuft, als Gefährder erfasst zu werden, hat der Prozess der Ausgrenzung bereits stattgefunden. Diese Gefährder, welcher Gruppe, Ethnie oder Couleur sie auch immer angehören, sind längst Opfer der allgemeinen Ignoranz geworden und dies lange, bevor sie zuschlagen. Als Menschen sind sie vom Radar derer, welche lauthals nach einer harten Gangart der Polizei brüllen, längst verschwunden. Sie existieren in deren besoffenen Wahn höchstens noch als billige Abziehbildchen.
Den Damen und Herren, die Zeit ihres Lebens immer auf dem, wie man so schön sagt, rechtschaffenen Weg unterwegs waren, die sich bei aller Anstrengung nicht vorstellen können, dass auch ein Mensch, der sich ausserhalb gängiger Vorstellungen, ja sogar ausserhalb des Gesetzes bewegt, mehr als einmal die Woche duschen geht, sie werden nun zu entscheiden haben, wie hart die Polizei zuschlagen darf, wenn einer nicht passt.
Comments