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Daniel Costantino

Today i feel swiss

Fussballmatch. Bundesratswahl. Ein Dreitagebuch.


Der Montag


Noch einmal schlafen Fussballmatch, zweimal schlafen Bundesrat: Panem et circenses, die hohe Zeit des Fernsehs.


Und was macht den Zusammenhalt des Landes sonst noch aus? Der Ärger mit der Päcklipost?


Die Pünktlichkeit. Noch in den Himmel wird der Schweizer pünktlich kommen.


Viermal jährlich dem Gegner in die Suppe spucken. Das nennt sich direkte Demokratie.


Die Zahl siebenhundert, ein bisschen gerundet.

Die Sieben. Nicht die sieben Zwerge. Rösti und so, siehe Mittwoch. Den Vogt wird man abschiessen, das war immer der Brauch.


Ein rotes Trikot. Mal schauen, ob es gegen Portugal nicht eingeht. Ich bin helvetisch optimistisch und tippe auf Penaltyschiessen.


Bei allem guten Wille, der nur Hochdeutsch sprach: das Schweizerdeutsch.

Mit etwas Verzögerung die andern Landessprachen. Dafür mit viel Carissimi.


Nachtrag Serbien-Schweiz: Hackordnung und Chauvinismus. Der Sport ist halt schon im Militärdepartement am besten aufgehoben.



Der Dienstag


Bundesratskarussell. Die Medien laufen warm und machen aus jeder Mücke einen Elefanten. Sie werden auch dafür sorgen, dass aus den neuen Bundesräten wieder Mücken werden.


Wie die eine Kandidatin meiner Mutter gleicht! Es fehlt nur noch, dass ich ihr morgen die Daumen drücke.


Dabei ist es ja völlig egal, wer gewählt wird. Die Schweizer Politik – alle Politik – wird von dem getrieben, was sowieso geschieht.


Imgrunde könnte der typische Politiker für jede Partei antreten.


Die Stewardessen der Swiss, lese ich, müssten immer noch Lippenstift und Strumpfhosen tragen. Und Stewards, täten sie es, würden wohl fliegen.


Geld genommen, um Freiheit gekommen.


Spätabends: Das rote Trikot ist untergegangen. Die Gegentore liessen sich am Jubel meines portugiesischen Nachbarn abzählen.



Der Mittwoch


„Freuler blieb per Kopf hängen″, stand nach dem Match auf srf.ch. Mein Kopf bleibt auch heute Morgen beim Frühstück noch hängen.


Bundesratswahl live: allerlei festliche Ansprachen. Die Klassenprimusse strahlen vor der Kamera. Und immer wieder das Ratsglöcklein des Präsidenten. Eine Stimmung wie an Weihnachten.


Rösti gewinnt im ersten Wahlgang. Was hab ich gesagt? Die Schweiz will keinen Vogt.


Nachfolge Sommaruga, dritter Wahlgang. „Zedels electorals: 123″. Baume-Schneider macht das Rennen. Meine Mutter wird nicht gewählt.


Ich hust mir eins und beschliesse, vorderhand kein Fussballfan mehr zu sein.



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