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Daniel Costantino

Sudelbüchlein

Ich bewaffne mich bis an die Zähne. Zur Verteidigung der Freiheit, sage ich meinen Freunden. Und der Fall tritt ein: der Tankstellenwart will mir kein Benzin mehr verkaufen. Ich erschiesse ihn. Zur Verteidigung der Freiheit, sage ich meinen Freunden.

Moral: manche Freiheit endet eben nicht dort, wo die eines Andern anfängt. Sie fängt dort an, wo ein Anderer endet.


Die Behörden suchen schon lange nach einem Ort für radioaktive Abfälle. Sechs oder sieben Standorte kamen anfangs in Betracht. Den Wettbewerb, am ungeeignetsten zu erscheinen, scheint jetzt Lägern im Kanton Zürich verloren zu haben.

Die Gebäulichkeit, heisst es, soll hunderttausend Jahre halten. Wenn bloss bis dann der Mond nicht runterfällt!


Beim Kochen höre ich Radio. Und lausche täglich einer Idylle. Die Songs. Die Portraits. Die fröhliche Wissenschaft. Die Moderatoren spielen Conférencier in der Art braver Schwiegersöhne. Ihre Kolleginnen tun ein Gleiches und repräsentieren die befreite Art des gutfraulichen Seins.

Nur die Wetterprognosen trüben zurzeit den himmelblauen Konsens.


Die Politik agiert. Der Zeitgeist souffliert.


Der Strenggläubige, der um sein Seelenheil betet. Eine besondere Art, sich hervorzutun.


Ich lese einen Krimi. Der Autor schreibt im allgemeinen unter der Schmerzgrenze. Pro Kapitel leistet er sich aber einen kurzen Exkurs in eine lächerliche Pseudofilosofie und bringt mindestens einen poetisch ambitionierten Vergleich. Bei den ganz dummen lache ich hellauf. Bei andern bedaure ich, dass er auf halbem Wege zur Poesie stehenbleibt. Er beschreibt zum Beispiel eine Strandlandschaft am Meer. Sie ist absolut flach, wie man zahlreichen vorherigen Schilderungen entnimmt. Eines Morgens aber wirkt die Landschaft „nackt, als wäre sie gerade aus dem Bad gestiegen.″ Er hätte hinzufügen müssen, sie habe sich zum Trocknen gleich wieder hingelegt. Wer aus dem Bade steigt, tut es in aufrechter Haltung. Oder aber er hätte Hügel dazuerfinden müssen. Dann wäre sein Vergleich ausgezeichnet.


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