Was Amerika regiert, sitzt nicht im Weissen Haus. Was Amerika regiert, ist eine Strömung, die einen geübten Schwimmer dorthin spült, und da steigt er an Land und packt was mit an oder sitzt wie ein begossener Pudel vier Jahre, ganz gleich.
„Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. – Nachmittags Schwimmschule.“
Ein Podcast verbreitet sich über diesen Tagebucheintrag Kafkas:
Der Krieg berührt ihn gar nicht! ruft der Erste in die Runde.
Aus dem Bauch schreibt er heraus! sagt der Zweite.
Aus dem Elfenbeinturm! korrigiert der Dritte.
Und der Letzte, ein Fachdidaktiker für Literatur, fühlt deutlich eine Spannung vor dem Nachsatz und führt sie auf Kafkas Gedankenstrich zurück.
Hingegen ich, der ich zwar nicht in die Schwimmschule gehe, aber doch solchen Podcasts am Nachmittag lausche - dieser Fachdidaktiker würde jetzt bestimmt fühlen, was mein Gedankenstrich denkt.
„Zuviel Wasser macht Schwimmen in der Aare in Bern gefährlich“, meldet Bärntoday in dicken Lettern. Schwimm ich eben in Thun, denke ich, dort ist zuvieles Wasser bestimmt ungefährlich. Zum Glück steht dann aber weiter unten noch, dass auch in „rundum Bern“ Hochwasser gefährlich sei. Wer weiss, ob es mich sonst noch gäbe.
In einem Einkaufszentrum bin ich von lauten Basaren umstellt, Frittenbuden und schiefen Zylindern, werde von der Masse in einen Baumarkt gepresst, in eine Handyetage, durch ein poliertes Feinkostgeschäft, gerate zwischen Klötze aus Holz, unter Pyramiden in glasigen Höhen, Kinder sausen von Rutschen zur Tiefe, aus dampfenden Würfeln schreien gruppenweis badende Menschen auf mich hinab; in einem Pavillon stecken Wänste mit Bärten und machen Folklore, ich verfange mich in der langen Polonaise einer Reisegesellschaft, besteige eine Rolltreppe aus Stahl, aber eine falsche, und stehe endlich neben einem Posten Damenhandtaschen und weiss nicht mehr weiter. Da erscheint indigniert eine Bedienung und weist mir den Weg zum Kundenlift.
Ich hätte eigentlich eine Ständerlampe kaufen wollen. Aber für heute gehe ich lieber nach Hause.
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