Scarp und der Nachbar
- Daniel Costantino
- 14. Nov. 2020
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juni 2021
Scarps Nachbar, närrisch davon, immer wieder für einen andern gehalten zu werden, und zwar immer wieder auch für einen anderen andern denn zuvor, für also ganz voneinander verschiedene andere, Scarps Nachbar kommt um Rats gelaufen, wo er eigentlich hingehöre und welche Identität denn Aussicht habe, zu ihm zu passen, er hoffe doch, Scarp kenne sich da ein wenig aus; und der empfiehlt ihm, keine Klage zu führen. Eine verbürgte Identität, überall gültig wie ein Heimatschein, gebe es nicht. Der Mensch sei nun einmal im Hellen nicht derselbe wie im Dunkeln, im Damals nicht wie im Heute und ebensowenig vom Heute auf die Zukunft hin. Dass man ihn missachte und verleugne, sei hinzunehmen; doch wer auch immer in seinem Namen das Wort und, was noch schlimmer sei, die Feder führe und mit ihm verfahre, wie er es gerade wolle und brauche, sei einmal kräftig zu verfluchen und des weitern nicht mehr zu beachten. So habe sein Grossvater schon gesprochen, der Vater zu ihm geredet und so verfahre er selber seit Jahren.
Sprach’s, und liess den Nachbarn auf der Treppe stehen.
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