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Scarp und der Krieg


Scarp wird in den Krieg befohlen; verlässt seinen Herd, steht unter lauter Gewehren und strammen Soldaten auf einem Kasernenhof, in einer langen Schlange vor dem Kommandanten und seinen Gehilfen; wird von denen beschieden, er sei auf keiner Liste verzeichnet, da könne man ihn nicht so mirnichtsdirnichts weil er kein Soldat sei einfach wieder entlassen; und endlich einem Sonderstab Topographie, Kasernentrakt neun, zugeteilt.

Hier hat er ein ruhiges Quartier; einmal im Tag ist Besprechung, auf einem Bürotisch spannt man ihn aus und steckt man ihn ab; ist Flusslauf sein unterer Leib, Heimat die magere Brust, der angewinkelte Arm umkämpftes Gebiet und der Kopf die Zentrale des Gegners; atmet er ein, verschiebt man auf der Wölbung seines Bauchs manchmal ein Fähnchen, atmet er aus, räumt man wieder das Feld. Und bläst ins Horn, wenn er zappelt, und salutiert hin zur Wand, sobald er sich dreht.

Kommt Zeit, und es ist Urlaub im Krieg; vom Kartentisch rezitiert er den Offizieren klassische Verse, sie lauschen dem Vortrag, als wären sie Kinder; nach jedem Gedicht kriegt er von ihnen ein Bier. Als er keines mehr weiss, wird er in Ehren entlassen, betrunken auf ein Motorrad geschnallt, mit einer Plane bedeckt und von einem Rekruten nach Hause gefahren.

 

 

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