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Daniel Costantino

Roger Köppel

Aktualisiert: 12. Mai 2021

Roger Köppel will „Die Schweiz bewahren“, dieses „einzigartigste, freiheitlichste, schönste Land der Welt“. Aber ja, das ist der Stil eines jeden Patrioten. Grade immer für sein Land fällt er auf die Knie, und so ist der Kniefall so grenzenlos weitverbreitet auf dem Erdenrund wie die Einfalt des Patrioten.


Eine älteste Demokratie sei sie? Was versteht Köppel unter Demokratie? Schillers Freiheitsmythos um Wilhelm Tell? Den Bundesbrief von 1315: Jeder solle „sinem rechten herren oder siner rechten herschaft... gehorsam sin“? Die gottgegebene Hack- und Ständeordnung des Ancien Régime? Zwinglis Terrorherrschaft? Die Aufklärung? Napoleon, ohne den es die Aufhebung der Untertanenverhältnisse gar nicht gäbe? Nein, das meint Köppel alles nicht. Seine Superlative sind nur Akkustik, Werbetrommel, Gebaren des Billigen Jakobs, der die Trampel vor den Marktstand lockt, Woche für Woche für Weltwoche.


Es erscheint ihm ohnehin alles echt Schweizerische gut, umfassend und tief hierzulande, warum nicht auch die Demokratie. Immerhin käme es aber noch draufan, wie das Volk so drauf ist. Es kann die tiefste Demokratie einen bodenlosen Stuss beschliessen. Und manchmal muss sich auch das beste Volk höheren Mächten beugen, leider leider. Wir hätten sogar die demokratischste Atombombe, sowohl das Parlament und zweimal das Volk haben sie gewollt. Nur ist dann halt das Geld und die internationale Reputation ausgegangen dafür. Wie schade, es stürbe sich unter ihrem Hagel gewiss viel freiheitlicher und einzigartiger als etwa unter dem kommunistischen.


Köppel zeichnet als die „oberste Instanz“ das Volk aus, sieht es als den schweizerischen Souverän schlechthin weit über der „Klasse von Richtern und Gralshütern“ prangen. Auch das gehört zu den gängigen Rattenfängereien, zum Repertoire der kleinen und grossen Nationalisten hienieden. Ihr einzig und fixfertig Gutes ist über jeden Zweifel erhaben und stets wie ihre blökenden Schafe in der weissesten Wolle gefärbt.

Nun ist das Schweizervolk aber ein Souverän unter anderen, den absoluten gibt es klugerweise nämlich nicht, das ist die helvetische Verfassungsrealität. Das Volk als gesamtes Stimm- und Wahlvolk, wohlverstanden. Wer einen hundskommunen Mietvertrag durchliest, fühlt sich schon weit weniger als Souverän, selbst mit dem Schweizerpass, und wer sich als Angestellter in eine tägliche Erwerbsarbeit schicken muss, erst recht.


Die Linken und Grünen, sagt Köppel, wollten die Welt retten, indem sie die Schweiz zerstörten. Ihre Ideologie sei ein „Krieg gegen die Wirklichkeit“.

Dabei ist sein eigener Artikel ein Krieg gegen die Wirklichkeit. Er strotzt vor Spiegelfechtereien. Er verfängt sich in lauter Projektionen, zeichnet das „trostlose, mit Ängsten und Katastrophen gespickte Weltbild der Linken, die uns ihre rote Finsternis aufzwingen wollen“ und kämpft, wie Don Quichotte gegen Windmühlen, doch immerzu gegen seine eigenen Schreckensbilder. Der Chefredaktor und Verleger der „Weltwoche“ landet mit seinem Narrentanz vorzu auf dem Hosenboden.


Das Lustigste aber hat er einmal in einer Talkrunde auf Telezüri gesagt. Sein Gegenspieler Bastien Girod von den Grünen argumentierte: „Trump schürt einen Hass auf Ausländer!“ Und Köppel, von denen mit dem Sünneli, todernst und feuerrot: „Und ihr schürt einen Hass auf Rindfleisch!“



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