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Daniel Costantino

Quacksalber. Klimakleber. Und ein Gewächshaus.


Die Quacksalber rühmen sich stets hoher Erfolgsquoten und wollen mindestens neunzig Prozent ihrer Patienten geheilt haben. Was aber tut der brave Patient, dem der Glaube an Heilung abhanden kommt? Er meldet es dem Quacksalber, und der trägt seine Statistik fein säuberlich mit dem Füllfederhalter nach? Nein, er geht einfach nicht mehr hin. Und gilt seinem Quacksalber infolgedessen als geheilt.


Und der Quacksalber, glaubt er eigentlich selbst an seine Heilkunde, oder ist er ein Zyniker? Die Wahrheit, behauptet eine Redewendung, liege in der Mitte. Nur dass sie in seinem Falle ausserhalb seiner Behauptungen liegt.


Die Hirten und Politiker trompeten und aposteln ihrem Volk, bis ihre Behauptungen dessen innere Gewissheiten sind. Auch eine probate Kriegsrezeptur. Was sage ich, die Rezeptur der Weltgeschichte.


> Niemand ist bereit zuzugeben, das, was aus seinen Tiefen quillt, könnte wertlos sein. <

(Cioran, Vom Nachteil, geboren zu sein.)


Renovate Switzerland, vulgo die Klimaaktivisten, stören am Lucerne Festival ein Konzert, indem zwei Aktivisten sich mitten in der Aufführung ans Dirigentenpult kleben und eine Rede ans Publikum halten. Der Dirigent macht ihnen Platz und lässt die zögernden Musiker piano weiterspielen. Das Publikum beginnt zu protestieren, der Dirigent unterbricht und bittet die Zuhörer, die Aktivisten ausreden zu lassen, er habe ihnen sein Wort gegeben, hier reden zu dürfen. Es nützt nichts, die Unmutsäusserungen werden lauter. Noch einmal bittet der Dirigent eindringlich, die beiden Aktivisten ausreden zu lassen, sonst gehe er von der Bühne. „Wenn Sie sie nicht ausreden lassen, dann habe ich mein Wort gebrochen.“

Dazu zwei Unmutsäusserungen von mir. Ich störe mich an der Manie der Anglifizierung, eine Schwarmdummheit sondergleichen, der nicht nur die „Internationalen Musikfestwochen Luzern“ haben weichen müssen, sondern vielerorts, vorallem in den Online-Medien, auch der deutsche Satzbau. Und ich störe mich an der Nötigung des Dirigenten, sein Publikum für ein Wort in die Pflicht zu nehmen, das er den Aktivisten gegeben hat.

Wie aber hätte ich als Zuhörer reagiert? Das ist das Unwichtigste. Wahrscheinlich wäre ich nach Hause gegangen.


Von einem Dorfzentrum gerate ich, um einem Verkehrsstau auszuweichen, mit dem Auto auf ein schmales Nebensträsschen, das in einen Feldweg überführt und schliesslich vor einem Gartenzentrum und einem Gewächshaus endet. Ich müsste zähneknirschend umkehren hier. Es hat aber gerade Platz genug, durch das Gewächshaus hindurchzufahren, niemand scheint da zu sein; denn durch seinen gläsernen Hinterausgang sehe ich die Hauptstrasse wieder, ich hätte den Stau sogar hinter mir gelassen. Es kommt, wie es kommen muss: das Gewächshaus zieht sich in die Länge, ich gerate mit meinem Wagen vom Hauptgebäude in ein Nebengebäude, wo der Pfad immer enger wird. Kaum komme ich noch, im langsamsten Schrittempo, um die rechtwinkligen Kurven herum, stosse Blumentöpfe und Werkzeugtischchen um. Mit Gepolter überwinde ich eine drei Stufen hinunterführende Betontreppe. Schliesslich lande ich in einer toten Ecke voller Schlingpflanzen und einer schmutzigen Glasscheibe und kann den Wagen in keine Richtung mehr bewegen. Also steige ich aus und überlege mir eine Flucht zu Fuss, bevor die Polizei kommt.

Da merke ich, dass ich von Besuchern beobachtet worden bin, die auf einer Empore an kleinen Bistrotischen sitzen und Kaffee trinken. Wie sie mich nun so ratlos vor meinem Auto stehen sehen, beginnen sie aus vollem Hals zu lachen. Darüber geht der Traum zu Ende und ich erwache. Und stimme laut ins Lachen ein.


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