Der Innen-Manie, der strengen öffentlichrechtlichen Unterweisung in der Zweigeschlechterlehre, eignen im Fernsehen grundsätzlich zwei Formen, eine helvetische und eine germanische. Die ältere ist die helvetische. Sie ist vor Jahr und Tag mit grossem missionarischem Eifer und einem wie eine Monstranz in die Luft gehaltenen Binnen-I angetreten. Sprach jemand das Wort Lehrer aus, und zwar helvetisch: LehreR, so hob er dabei den Finger und zeichnete ein grosses Majuskel-I ins Blaue hinein und brüllte als wie von der Tarantel gestochen ein Innen! hinterdrein, also etwa: Lehrer_Innen!, Politiker_Innen! Schriftsteller_Innen!
Das hat sich seither gelegt und zu einem liturgischen Anhängsel an die männliche Form abgeschwächt, einer gebetsmühlenartigen Ergänzung: LehreR und Lehrerinnen, SteuerzahleR und Steuerzahlerinnen, NachtschwärmeR und Nachtschwärmerinnen, eigentlich wie früher, die Frau als Anhängsel zum Mann, nur bei nun wirklich jeder sich bietenden Gelegenheit, mit Ausnahme rein negativ konnotierter Begriffe: MördeR und PädophileR. Und die Frauen sind da nicht einmal mehr mitgemeint.
Im deutschen Fernsehen dagegen hat sich die Sache anders entwickelt und ein anderes Paradoxon herausgebildet, nämlich durch die üblicherweise umgekehrte, auch hierzulande früher höflichkeitshalber gültige Reihenfolge - Lehrerinnen und Lehrer, Rentnerinnen und Rentner - und eine Schlamperei in der Aussprache, denn auch der Deutsche müsste wie der Schweizer LehreRin sagen und nicht Lehreãin, SchriftstelleRin und nicht Schriftstellãin. Seine Formel aber klingt nun abgeschliffen wie: Lehrer und Lehrer, statt Lehrerinnen und Lehrer, weil er den Binnen-R verschluckt. Das Gegenteil des ursprünglich Gewollten, eine Verdoppelung, eine Totalität des Männlichen, ist eingetreten.
Es ist halt drüben so wie hüben: blinder Eifer schadet nur.
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