Joseph de Maistre, savoyischer Schriftsteller und Staatsmann, Zeitgenosse und reaktionärer Gegner der Französischen Revolution, verteidigt die göttlichen Gesetze gegen den Rationalismus, tritt für eine hierarchisch geordnete Gesellschaft und eine absolute Monarchie ein. Freiheit, sagt er, mache nicht glücklich, es gebe, so zitiert er einen nichtgenannten Schweizer Philosophen, in den demokratischen Staaten der Schweiz ausser ein paar Nichtstuern und Betrunkenen keinen einzigen glücklichen Menschen. In einer Demokratie sei niemals das Volk der Souverän, sondern das Geld. Die Schwankungen der öffentlichen Meinung spielten eine viel grössere Rolle als die von den Aufklärern gespriesene Vernunft. Überhaupt könne es keinen auf rein freiwilliger Basis begründeten Staat geben. Demokratie wäre höchstens in einer überschaubaren Menge von Menschen denkbar, was im Namen des Volkes geschehe, habe mit den vielen Einzelnen, die ihm angehören, reichlich wenig zu tun. Der einfache Bürger gelte in Tat und Wahrheit nichts.
Fast 200 Jahre später, 1977, bemerkt Cioran in seinem Essay Über das reaktionäre Denken, das sich speziell auch dem Wirken de Maistres widmet: An den Verheissungen der Utopie scheint alles bewundernswert und ist alles falsch; an den Feststellungen der Reaktionäre ist alles verabscheuenswert und scheint alles wahr.
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