Wahrheiten
Es gibt Fragen, wenige, die durch sorgfältige Kultivierung über die Jahrzehnte wie Blüten zu vollen Früchten reifen.
Die beantwortbaren Fragen sind weder geistiger noch organischer, sondern rein zweckmässiger Natur.
Zwar ist auch der zweckmässigste Backstein nicht an sich wahr. Es ist trotzdem eine Lüge, ihn einen Klumpen Gold zu nennen und damit den nächstbesten Trottel übers Ohr zu hauen.
Metaphern
Donna Leon, In Sachen Signora Brunetti:
>Die Gebäude standen ohne das mindeste Zugeständnis an Schönheit etwa hundert Meter von der Strasse zurückversetzt, ringsum von den Autos der dort Beschäftigten belagert wie ein Stück totes Fleisch von Ameisen.<
Erst wenn die Würmer aus dem toten Fleisch kriechen, legen die braven Ameisen los. Wie das so ihre Art ist. Ohne das mindeste Zugeständnis an Gnade.
Potpourri: „Einem Fehlverhalten stehen Tür und Tor offen.“ Was kann getan werden? „Nun werden die Mechanismen reformiert.“ Womit? „Potentielle Quellen stellen sich dar.“ Ergebnis? „Schade ist das etwas unmotiviert wirkende Fazit.“
In der Tat.
Yesterdays were butter days
Yvette Estermann, Nationalrätin der SVP, spinnt Seemannsgarn. Dem „Zeitgeschehen im Fokus″ vom 24. Mai 2023 beklagt sie die heutige Gesprächskultur im Nationalrat. Die Fronten hätten sich verhärtet. Habe man früher andere Meinungen noch akzeptiert, sei nun das andere Lager der Feind. Auch damals sei hart gekämpft worden, aber immer auf hohem Niveau. Heute greife man den Andern persönlich an. Ausserdem gebe es in den heutigen Medien keine Vielfalt mehr. –
Estermann vergisst das leuchtende Vorbild der Blocherschen Gratiszeitungen vom Genfersee bis zum Bodensee: macht da nicht schon die schiere Anzahl der Titel die Vielfalt aus? Und in Sachen früherer Gesprächskultur im Nationalrat – davon wüsste alt Bundesrat Samuel Schmid gewiss auch ein Liedchen zu singen. Wurde er doch 2008 von seiner eigenen Partei mit Schimpf und Schande aus dem Amt gemobbt.
Yvette Estermann ist seit 2007 dabei.
Die fröhliche Runde
Alles ist Politik! ruft da einer. Alles!
Dann wäre es auch Politik, dass der Hund auf den Boden scheisst, antwortet ein anderer.
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