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Daniel Costantino

Frank A. Meyer


Bald wo er steht und geht, lästert er über das, was er den linksgrünen Zeitgeist nennt. Doch weder in Deutschland, seinem Wohnsitz, noch in der Schweiz, aus der er stammt, sind die Grünen links, auch wenn sie selber tapfer daran glauben; es gibt in beiden Bundesparlamenten keine linken Parteien. Meyer, lange vor den Grünen schon da, ist in seinem Journalistenleben so mancher Propaganda auf den Leim gekrochen - was für jeden ehrlichen Ideologen allerdings zum Rüstzeug gehört. Namentlich von der Freiheit des Westens und den Segnungen des Freisinns kann er nicht lassen und davon, die Aufklärung habe sich in seinen demokratischen Gesellschaften durchgesetzt. Einfach nicht lassen.


Der linksgrüne Zeitgeist nun, wettert Meyer neulich in seiner Blick-Kolumne, habe den alten weissen Mann als Symbolfigur erfunden. Dogmatische Dozenten, doktrinäre Tweeter und Selbstkleber der Letzten Generation (er schreibt boshafterweise klein: „letzte Generation“) machten ihn für Kapitalismus, Konsumismus und für die Klimakatastrophe verantwortlich. Immer vergnüglich, Meyers gewandte Rhetorik, sein oft gut helvetischer Duktus. Wenn auch mancher kleine Messerstich sitzt, haut er aber in seinem edlen Trieb, das ganz grosse Unkraut zu jäten, dann doch mit der Hacke grob daneben.


Wie so mancher Erfolgsmensch verklärt er das System, in dem er sich durchgesetzt hat, und verkennt vollkommen die Idiotie unserer bienenfleissigen Termitenzivilisation, die Dressur auf Benimm und Befehl, die Konditionierung des Menschen, die Heranzüchtung des Konsumenten und Spiessers; die soziale Kontrolle, die digitale Überwachung, die Hierarchie jedes Angestellten-, jedes Mietverhältnisses, die Uniformität der Bildungsstätten, schön nach dem Nützlichkeitsprinzip gestaffelt, auch der Gebildete soll rentieren, er zuvorderst. Dass dieser Zwinger Waffen braucht wie die Feuerwehr das Löschwasser, verwundert nicht. Das ganze Arsenal, konventionell, chemisch, atomar, was halt im Westen so herumsteht gegen den bösen Feind. Aus Freiheit geboren, zur Freiheit erkoren!


Bidens und Selenskis „Spaziergang″ durch Kiew, „unter dem Kreischen von Luftalarmsirenen″, nennt er eine weltpolitische Machtdemonstration. Die Ukraine „Teil der freien Welt, über die Amerika wacht.″ Es soll also frei sein, wer seine Macht demonstriert? Die Welt bewacht? Überwacht? Mit Massenvernichtungswaffen zuhauf und zuhauf, einem vielfach höheren Kriegsetat, als ihn alle andern, selbst im Osten haben? Meyers Freiheit ist die Freiheit des Sheriffs mit der Hand an der Pistole. Wenn er Biden heisst, ist der Sheriff gut. Heisst er Putin, findet auch Meyer ihn bedrohlich. Der Teufel ist immer im Osten und hasst immer den Westen, weil er die Freiheit hasst. Die Presse, und Meyer mit ihr, paukt diesen Stuss gerade wieder auf Reprise.


„Eine Huldigung″, betitelt er seine Kolumne. Und feiert Wissenschaft und Wirtschaft des „alten weissen Mannes″, seine Erfolge, seine „ständige Selbstkritik und Selbstkorrektur″. Die „kranken Kinder im globalen Süden″, angewiesen auf die Impfungen und Medikamente des Westens, und ihre Angehörigen ernennt er zu seinen Zeugen. Und teilt aus gegen die „Sprösslinge der Überflussgesellschaft″, denen die Leistungen ihrer Väter und Vorväter ein Dorn im Auge seien. Mensch Meyer.

Ein wenig müffelt sie nach Eigenlob, diese Eloge auf den Westen. Man fragt sich, wes Lied einer in seiner Position wohl sänge, wäre er in Russland geboren.

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