Faktomanie

Die Faktomanie, das eifrige Finden von Fakten. Sie dem Gegner, dem Schwurbler, dem Teufel entgegenzuschleudern. Wo stehn sie geschrieben? Zum Beispiel bei Moses. In den srf-News. Die CIA hat auch ihre Meriten.

Gut, dem Abendland gehts nicht mehr um Gott und Sohn und Geist, kurz: um das siegende Heil, sonst stünde es sicher im Faktencheck. Nicht einmal Google, dem auf Erden garnichts entgeht, kennt den Ausdruck und spekuliert stattdessen auf das „singende“ Heil. Das wäre also geklärt. „Das siegende Heil“ ist nicht einmal ein Schwurbel.

Putins Reden und Texte wohl aber doch. Oder nicht? Denn selbst Wikipedia erklärt manches genau so wie er. Wikipedia als Putins Organ? Der vieles von dem, was er so sagen soll, gar nicht so sagt. Überhaupt garnicht sagt, nicht die Bohne, man kann ihn lesen seiten- und redenlang.

Qualitätsmedien halten Experten, und die ordnen ein: mit Putin kann man nicht reden. Somit sind wir wieder bei den Fakten.

Die Bürger, liest man, hört man, schwatzt man am Ende noch selbst, hätten kein Vertrauen mehr in die Politik. Wann hätten sie es aber gehabt? Das hat mir noch keiner verraten.

Pessoa schreibt (im Buch der Unruhe):

> Und so schleppe ich mich damit hin, zu tun, was ich nicht will, und zu träumen, was ich nicht haben kann.... <

und dann folgen editorische Auslassungszeichen, weil das Manuskript hier entweder unleserlich oder fragmentarisch bleibt. Die Passage geht nach einer Lücke so zu Ende:

> .. absurd wie eine stehengebliebene öffentliche Uhr. <

Die Metapher passt nicht ganz, er schleppt sich ja noch. Es wird etwas dazwischengestanden oder nicht zu Ende bearbeitet sein, das ihr den Weg geebnet hätte. Den Weg zur Poesie.

„Willkommen zurück. Machen Sie genau dort weiter, wo Sie aufgehört haben.“ Über allem steht man, den Lügen des Markts, den Fängen der Liebe, den Katastrophen der Weltpolitik. Keine menschliche Dummheit ist einem eine Enttäuschung mehr wert, und wenn der Tod kommt, wird man stolz zur Seite treten. Aber gegen dieses kleine Plop auf dem Bildschirm beim Öffnen des Computers, diesen deprimierenden täglichen Text, begehrt man auf und verflucht die ganze Zivilisation.