Ermitage
- Caspar Reimer
- 22. Nov. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Da war kein voller Mond, der einen Schlafwandler irreführte. Er war hellwach, es fiel ihm federleicht. Mitten in der Nacht sprang er aus den Decken, zog sich an, verliess sein Haus und ging in den Wald, der dunkelte hinter seinem Quartier. Er lief blind hinaus, hörte den Pfad knistern und dachte an einen Freund, der ihm einst von seiner Furcht erzählte, nachts im Wald zu sein. Ihm dagegen war hochgemut im Dunkeln und der Kitzel eine Freude. Sachte dämmerten die fahlen Baumstämme Seite an Seite wie Hüter am Weg.
Er zog durch die verlassensten Wälder, den Weg im Rücken vergessen, der Welt Ende und Anfang still. Jetzt, im tiefen Grund, begannen die Bäume mit ihm zu reden. Sie erzählten von den Lügen, den Verfehlungen und davon, wie fremd er geworden war. Jetzt kam ihm in den Sinn, wie er als junger Mann befürchtet hatte, sich dereinst zu verlieren, und er musste eingestehen, dass es so weit gekommen war. Endlich war er der Gewohnheit entronnen. Er wollte laufen. Bis er einen neuen Weg finden würde.
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