Dunkeltreff im Herbst
- Caspar Reimer
- 25. Nov. 2020
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juni 2021
Eine kalte Pechsträhne liegt über der Strasse.
Gleissende Trottoirkanten aus gesprenkeltem Glas.
Dunkle Autos schneiden Regenpfützen entzwei.
Und eine Ampel schaltet auf rot.
Scharfe Windstösse frösteln, klebrige Tropfen purzeln.
Und wie nasse Wäsche hängt der Regen noch in der Luft.
Billige Schuhe quietschen in zitternder Kälte.
Und kurzer Atem pustet Nebelschwaden hervor.
Ein armer Tropf huscht durch den launigen Wind.
Eine Unterführung wartet auf ihn.
In den dunkelsten Schlund einer schlafenden Bestie.
Der Eintritt ist frei – es gibt nur altes Papier auf blankem Beton.
Auf Zehen wippend die Wartezeit tilgen.
Und süsser Tabak tröstet den einsamen Gang.
Hall dumpfer Schritte vom anderen Ende – es ist gleich soweit.
Eine neue Begegnung, der Rest sucht das Weite.
Verbotene Freude in Zeiten mit Abstand und Blei in der Luft.
Simple Berührung, alltägliche Kleider – so einfach kann es im Dunkeln sein.
Ein heiteres Flammenspiel, ein kleines Freudenfest.
So nah wie möglich und zweifelsfrei.
Und die stille Vereinbarung bringt Verkehrslärm zum Schweigen.
Corona bleibt oben, Desinfektionsmittel auch.
Hinter den Masken stockt der Atem der Menschen.
Unterführungen aber – sie laden zur Knusperstunde ein.
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