>Ich habe gerade wieder selbst erlebt, in eine Schule zu fahren, wo viele sind, die sehr viele kritische Fragen haben. Und dann stehen Reichbürger auf der Straße oder sitzen in einem Traktor – ob er ihnen nun gehört oder nicht – und versuchen diese kritischen Fragen zu verhindert – von Köchinnen, von Erziehern, von Sanitäranlageninstallateuren.<
Die Sprache bringt die geistige Verfassung ihres Sprechers doch immer wieder an den Tag; wenn sie in dieser pennälerhaften Form auf der offiziellen Seite eines Ministeriums als geschriebener Text des Amtsinhabers erscheint, offenbart sie nicht nur dessen kognitive Defizite, sondern auch die Ignoranz, vielleicht die Wurschtigkeit seines Mitarbeiterstabes, der da nichts – oder zuwenig – nachbessert. Wer interessiert sich schon für unser dummes Geschwätz!
Na, bestimmt der unverdrossene Wähler. Nämlich der sitzt auf einem Stuhl immer wieder – ob er ihm nun gehört oder nicht – zappt sich seinen Talk ins Hirn und erlebt es, sich in kritische Sanitäranlageinstallateure zu versetzen, manchmal auch in die Lage von Traktoren oder sagen wir: Köchinnen ganz allgemein. Und ehe er sichs versieht, schaut ihn hausbacken und pausbacken die Baerbock aus der Glotze an und hat Brei im Mund.
Bisweilen auch Schaum davor, je nach Lage der Dinge: geht es um Putin, die Hamas oder die „Reichbürger“, dann allemal. Und handkehrum gleicht die Mimik ihrem Maskottchen, der Sonnenblume. Da übt sie den weichen Ton, den grünen, der sie fast vom Bock zum Gärtner macht. Aber auch den immer mit diesen defizitären Sätzen eines Simpels, wozu auch die aufgeblasenen Platitüden gehören.
Das Zitat oben ist einer Rede entnommen, die sie vor kurzem vor der Deutschlandstiftung Integration auf deren Preisträgerin, die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali gehalten hat. Also Timbre Sonnenblume, wenn auch mit Skrupeln: „Ich habe lange überlegt, ob ich diese Rede heute hier überhaupt halten kann. Eine Politikerin, eine Ministerin, die eine Journalistin ehrt? Das sind ja Funktionen und Ebenen, zwischen denen es in unserer Demokratie sehr klare Trennlinien gibt. Und zwar zu Recht.“
Sonnenklare sozusagen. Drum haben unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers auch bloss ein alt Bundespräsident mitsamt dem Landwirtschaftsminister und einigen Staatsministern in Stiftungsrat und Kuratorium Einsitz genommen, und sonst gar niemand mehr aus der weiten Welt der Politik; während das Auswahlverfahren und die Mitglieder der Jury eine noch klarere Trennlinie bilden und sich der Recherche, mindestens vom Traktor aus, sogar gänzlich entziehen. Äusserst zugänglich dagegen zeigen sich die Partner und Sponsoren der integrativen Stiftung, schön sichtbar nebeneinander auf deren Homepage aufgereiht: Coca Cola, Edeka, Mercedes-Benz. Knowledge, Legal Partner, McKinsey und andere mehr. Funktionen und Ebenen der Integration, die von der Demokratie nun garnicht zu trennen sind. Bestimmt zu Recht, sonst hätte es die Baerbock mit ihren Skrupeln schon gesagt.
Es gehe ihr, behauptet Baerbock, nicht darum, die Journalistin Hayali für ihre Berichterstattung zu ehren, „für das, was sie sagt oder schreibt. Das wäre nicht nur vermessen, es wäre auch schlichtweg falsch.“
Aber genau das tut sie in der Folge ausführlich. Und prangert eine Ruchlosigkeit an, die sich in der Welt auszubreiten scheine, „die Bereitschaft, mit gemeinsamen Regeln auf brutalste Art und Weise zu brechen, die Rechte der Menschen mit Füssen zu treten.“
Jetzt hätte mans so schön gehabt auf der Welt. Wenn nur Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht wäre, „der auf Vernichtung des Lebens ausgelegt ist.“ Oder die autokratischen Regime, die Journalisten mundtot machen und Demonstranten ins Gefängnis werfen. Zum Fall Assange äussert sie sich allerdings nicht, und die Massaker der israelischen Regierung an der Bevölkerung im Gazastreifen umgeht sie wie ein Feld voller Sonnenblumen. Und schafft es trotzdem, die Schuld daran der Hamas in die Schuhe zu schieben:
>Wir sehen es im brutalen Terror der Hamas in Israel, der zugleich unsägliches Leiden der Palästinenser in Gaza befördert hat, denen mittlerweile jeder Tropfen Wasser fehlt.<
Man halte Baerbocks eigene Sage und Schreibe nicht einfach für zu einseitig. Sie ist bewusstes Mundwerk, Machwerk gegen den Feind. Auch wenn mangels gedanklicher Durchdringung der Materie ihre rote Linie zuweilen etwas unscharf verläuft:
> Hier kam gerade die Frage auf, warum gerade jetzt Menschen demonstrieren gehen. Und nicht damals, als Hanau passierte, oder als der NSU bekannt wurde. Ich glaube, die Antwort ist einfach und doch bitter. Weil es ganz gezielt Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund waren und nicht die Mehrheitsgesellschaft, oder jene die meinen, sie seien die Mehrheitsgesellschaft, die sich selbst als Opfer gesehen haben. Das ist heute aus meiner Sicht anders. Das macht es keinesfalls besser. <
Dabei will die Baerbock, und zitiert mit dem Satz die Preisträgerin, den Anderen „ins Denken bringen“. Dazu ist sie bestimmt die Richtige. Was es dazu braucht? Selbstverständlich weiss sie das:
> Nämlich nicht, von seiner eigenen Meinung maximal überzeugt zu sein, sondern die Voraussetzung, sein Gegenüber verstehen zu wollen, auch wenn man nicht teilt, was er denkt. Dass man sich immer wieder fragt: warum. <
Kein Wort davon glaubt sie, kein Wort davon versteht sie, nicht nur ihre Rede beweist es. Es fällt nicht schwer, „der Gegenüber“ von Baerbock zu sein, wenn man dieses altkluge Krautundrübengeschwätz liest.
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