Menschen, die sich eine Welt ohne NATO als die bessere vorstellen, stehen in der derzeitigen Aufrüstungseuphorie klitschnass im Regen. Arme Teufel, könnte man meinen – von Putin ins Gesicht gespuckt, niedergemacht und plattgewalzt. Wer`s jetzt nicht geschnallt hat, dass vor dem Russen nur sicher ist, wer sich bis an die Zähne bewaffnet und im Schosse der USA ins Lied von Markt und Freiheit einstimmt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Er wird im Regen stehen bleiben. Und das für immer.
Vergessen scheinen Bemühungen seit 1945, einen anderen Weg einzuschlagen – etwa jener der Loslösung Europas und insbesondere Deutschlands aus geopolitischen Militärbündnissen, denn nur so ergäbe sich für den uneinigen Kontinent die Chance, als ernstzunehmender Vermittler zwischen den Machtblöcken aufzutreten und Länder wie die Ukraine oder die baltischen Staaten aus der Frontlinie zu nehmen. Soweit die Theorie. Und es blieb letztendlich immer bei der Theorie, weil sich die Politik, die unabhängig von der politischen Situation Angst vor dem Russen schürt, immer wieder durchsetzte: «Das Nahziel der sowjetischen Politik war die Neutralisierung und Verhinderung der Integration Europas. Das Fernziel war die Einverleibung Deutschlands und schliesslich ganz Europas in die kommunistische Machtsphäre.» (Konrad Adenauer, 1949 bis 1963, deutscher Bundeskanzler). Nun, die Sowjetunion ist weg und mit ihr der Kommunismus auch, doch das tiefsitzende Misstrauen gegenüber dem Russen bleibt und wird durch Putins Angriff zementiert.
Rhetorisch befinden wir uns gerade wieder irgendwo auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Schön zu sehen ist das an der Instrumentalisierung von Flüchtlingen aus der Ukraine, mit denen sich Politiker gerne ablichten lassen, wenn es darum geht zu zeigen, dass man auf der richtigen Seite steht. Mit anderen Flüchtlingen aus anderen Krisengebieten sieht es freilich anders aus, wie die Aufrüstung an den europäischen Aussengrenzen zeigt. Um nicht falsch verstanden zu werden: Weder bin ich ein sogenannter Putin-Versteher, noch möchte ich den Krieg, den er gegen die Ukraine angezettelt hat, irgendwie gutheissen. Die Angst, die in osteuropäischen Staaten vor einer Ausweitung des Krieges durch Russland herumgeistert, ist angesichts der Geschichte dieser Länder verständlich. Die Aussage, dass Putin sich mit dieser Aktion vom Westen abgewendet, die Türe vor dessen Nase zugeknallt habe, ist nicht falsch. Einen Weg zurück gibt es für ihn nicht mehr.
Was ich mir von einer umsichtigen Politik – nach dem Krieg – erhoffe, ist ein Plan, ein Richtungsweg, wie es weitergehen kann, ohne immer wieder in der Spirale von Gewalt und Gegengewalt zu landen. Denn Mensch und Menschheit haben eigentlich ganz andere Sorgen.
Stimmt alles, vorallem der Schlusssatz. Nur leuchtet das diversen Leuten wie eben Putin oder Bolsonaro und leider auch manch anderen Superhirni nicht ein.
Europa hat nach dem Fall der Mauer die Chance verpasst, die Amerikaner aus Europa zu verabschieden und ohne diese selber wirkungsvolle Armeen aufzubauen. Was hat der damalige Befreier USA über 70 Jahre nach dem 2.Weltkrieg noch hier in Europa zu suchen?
Als ich Anfang 1970er-Jahre Militärdienst leistete, war die Schweizer Armee zwar nicht die Beste der Welt. Aber sie taugte immerhin für das, was eine Armee zu tun bereit sein sollte. Inzwischen hat man Militärflugplätze, Waffenplätze, Bunker, Festungen, Zeughäuser und andere Einrichtungen ab- oder umgebaut, statt diese auf dem neusten Stand zu halten und zu pflegen. Munition…