Die endlose Freizeit
- Caspar Reimer
- 29. Jan.
- 1 Min. Lesezeit
Wer keine Arbeit hat, hat freilich freie Zeit, ja sein ganzes Leben gleicht einer endlosen Freizeit. Doch: Ein Leben ohne Arbeit hat seine Heimtücken, will geübt sein. Es soll schon einen Angestellten gegeben haben, für den das Ende des letzten Arbeitstages einem Sprung ins Dunkel glich und der sich deswegen kurzerhand erschoss. Mancher wüsste gar nicht, was anzufangen mit all der freien Zeit, stünde mit heruntergelassener Hose am Rand der Lebensbahn, ohne jede Ahnung, wohin und wozu. Zwar wäre es ihm frei, vormittags zu spazieren, Halt zu machen in einem Café, ein Buch zu lesen, einem Hobby nachzugehen. Doch die Verlorenheit im Leben, welche Arbeit zuverlässig übertüncht, würde ihm in die Tage ziehen. Er begänne zu trinken, erst vielleicht nur am Abend, doch mit der Langeweile auch zu früher Stunde. Er begänne sich hinzulegen, einfach nur, um die Zeit zu überbrücken. Ein Leben ohne Arbeit setzt voraus, mit sich selbst etwas anzufangen wissen. Und die Stille auszuhalten, die bei uns abseits der Arbeit herrscht.
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