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AutorenbildCaspar Reimer

Bums ohne Dings vor der Abstimmung

Es ist doch erstaunlich, wie viele Leute blind auf den Staat schimpfen, ihn, wenn sie könnten in die Wüste schicken würden, sein Handeln aber mit viel Gedöns und Geschrei einfordern, geht es darum, endlich aufzuräumen, wobei das, was aufgeräumt werden soll, sich von Thema zu Thema, von Abstimmung zu Abstimmung unterscheidet. Wehrhafte Bürger und endlich wieder stolz auf ihr Land wollen sie sein, so wie es früher war, als man noch sagen durfte, was man denkt, schimpfen aber jenen in den Welten von Socialmedia den Tod, die nicht ihre Meinung vertreten, und die, ab und zu, bei einer Abstimmung auch gewinnen, bewerfen sie mit digitalen Fäkalien, obszönen Analogien, schwingen, je nach Lust und Laune die Nazikeule oder bekleckern die Gegenseite als linksgrüne Volksverräter. Dabei können sie sich nicht beklagen, ihr Ruf bleibt nicht unerhört, etwa dann, wenn es darum geht, wie der Staat mit Leuten umspringt, die wie Terroristen aussehen oder sich so verhalten. Nach einem solchen Erfolg fühlt man sich kurzzeitig besser, ist wieder Bürger des eigenen Landes und Herr über sein Territorium.


Selbst bei einer trockenen Materie wie dem Medienpaket, das am 13. Februar zur Abstimmung steht, tippen sich die Empörten die Finger wund und bekommen mal wieder einen roten Kopf: Man wolle keine Staatspropaganda, denn so oder so steckten die linksgrünen Medien und der ganze politische Sauladen, den man ausräumen sollte, unter einer Decke. Und die Frau Sommaruga, so der diplomatischste Facebook-Kommentar nach ihrem Auftritt in der «Arena» des Schweizer Fernsehens, solle sich von der Politik fernhalten und wieder auf ihre Qualitäten als Klaviertante besinnen.


Im Detail liesse sich über das Medienpaket streiten, was aber in der Debatte erstaunt, um wieder ein paar Schritte zurückzugehen, ist der kopflose Eifer und der rote Kopf wegen einer eingebildeten roten Staatspropaganda, dabei ist sowohl Legislative wie auch Exekutive in der Schweiz zwar nicht braun, aber doch absolut rechtsschaffen und bürgerlich, linke Werbung wird es aus Bern keine geben. Das Geschrei ist also nichts weiter als heisse Luft, ein Schuss in den Ofen, ein Sprung ins Leere, ein Bums ohne Dings. Dass es bei dem Medienpaket schlicht darum geht, einer Branche, die extremem Wandel unterworfen ist, mehr finanziellen Spielraum einzuräumen, scheint nicht die Bohne zu interessieren und wäre an sich auch relativ unspektakulär.


Man könnte wenn man wollte und wie ich dies neulich tat, herauszufinden versuchen, welche Schlaumeier denn nun das Referendum gegen das Medienpaket in die Welt gesetzt haben. Fündig wurde ich, wen wundert es denn, ganz aussen am linken Rand in der Wochenzeitung WOZ! Den Gegnern des Medienpakets, so ist es in der Recherche «Die Wahrheit liegt in Rapperswil» zu lesen, gehe es ums Geld, ein Kampf unter Reichen tobe, die sich gegenseitig keine Subventionen vom Staat gönnen wollen. Ein paar Dagobert Ducks also, die ein Medienimperium hochfahren, Redaktionen nach ihrem Gusto zusammentrommeln und die inhaltliche Stossrichtung vorgeben, sind das doch PR-Profis mit sehr viel Geld auf der Kante und einem feinen Gespür dafür, wie man was dem hart arbeitenden Volk verkaufen und andrehen kann. Der Markt solls richten, heisst es aus dieser Ecke immer wieder, wobei ­– so behaupte ich – die meisten Leute wissen, dass man die Worte Markt und Geld austauschen, ja gleichsetzen kann. Man muss also kein Linker sein, um zu erkennen, dass es bei der Referendumskampagne um viel Geld für ein paar Einzelne geht. Das mag überspitzt sein, die angebliche rotgrüne Staatspropaganda aber – sie entbehrt jeder Grundlage.

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