Die Leute in der Schweiz, mausgrauer Alltag, Menschwerdung eines routinierten, stets wiederkehrenden Ablaufs, ein Programm nach Mittelmass von acht bis fünf, blind für jedwede Irritation, stupid wie ein Zahnrädchen, das sich dreht, als gäbe es kein Morgen. Kerle wie er, durchgeknallte Lebenskünstler, haben in diesem Korsett, diesem Kühlschrank der Ordnung, einen schweren Stand, zumindest dann, wenn sie auf Publikum, auf Interaktion angewiesen sind. Denn diese Leute, Langweiler, gutbetuchte Abziehbildchen der herrschenden Verhältnisse, Gefängniswärter ihrer selbst, nehmen sein Gebaren zwar zur Kenntnis, Glotzen kurz wie eine scheissende Kuh auf der Weide, doch folgt darauf keine Reaktion, kein Spiel, kein Leben.
In der Schweiz fehlt es an Publikum, wenn er in Echtzeit sein Leben ins Netz stellt, der Welt eine Schau aus Reichtum und Drama serviert, sich im Luxusschlitten einen hinter die Birne kippt oder im Nobelhotel in unbezahlbaren Genüssen schwelgt. Doch diese auf den Rhythmus aus Arbeit und Schlafen durchgetakteten Spiesser, Bauern in modernem Mäntelchen, wohlhabend und solide, aber keinesfalls protzig, zeigen sich unbeeindruckt, verweigern ihm den roten Teppich, keine Spur von Glamour, Glanz und Ruhm. Man hat ihm schon geraten, sich auf andere Qualitäten als Party und die Zurschaustellung von Reichtum zu besinnen. Echte Freunde, die es gut mit ihm meinten, doch darauf konnte er pfeifen, denn schliesslich war er, als er damals unverhofft Reichtum erlangte, der König der Welt.
Als er jünger war – immerhin – hatte er noch Publikum, denn selbst die Schweiz gönnt der Jugend ein paar närrische Jahre, Pferdestehler, Saufkumpanen und Dramaqueens, die zur Verfügung standen, doch ist diese Frist längst verstrichen, und der Ernst vom Leben ständiger Begleiter. Sie würden es nicht sagen, doch weiss er, was Altersgenossen denken, jene Zeit, wo burschikos geraten werden könnte, so langsam sollte er die Kurve kriegen – auch die ist längst vorbei. Die Jahre werden mehr, das Geld und die Möglichkeit, etwas anderes im Leben anzufangen, weniger.
Gehen die Spiesser schlafen, beginnt für ihn das Abenteuer, doch wird dieses je länger desto einsamer, weshalb er damit begonnen hat, die Nächte durchzusaufen. Und weil es niemanden mehr gibt, der ihm zuschaut, mit ihm spielt, beginnt er, in der Öffentlichkeit zu randalieren. So bleibt ihm noch die Polizei, die sich um ihn kümmert.
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